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Ny-Hellesund ist ein einzigartiger Außenhafen in Norwegen

Über Ny-Hellesund gibt es so viele grosse und kleine Geschichten zu erzählen: über den Felsen der sich für Olav den Heiligen geöffnet hat, über die vielen hunderttausend Hummer die von hier aus exportiert wurden, über Maler die vom Licht und den Farben der Inseln verzaubert waren und über die Seeleute die sich in den Gasthäusern vergnügten.  

Die Bewohner von Ny-Hellesund haben ihr Inselreich behütet und seit 2016 steht das Gebiet teilweise unter Natur- und Denkmalschutz. Heute haben nur noch ein paar wenige ihren festen Wohnsitz hier, aber jedes Jahr kommen viele Besucher und Touristen auf die Inseln um diesen einzigartigen Außenhafen zu erleben. 

Ny-Hellesund ist eine Inselgruppe die aus einigen größeren und vielen kleinen Inseln  besteht. Monsøya ist die größte Insel, sie ist von Westen bis Osten mehr als einen  Kilometer lang. Nordsiheia, wo das Lotsenhaus seht, ist mit gut 50 m der höchste Punkt. Früher gab es auf der Insel mehrere Höfe, heute ist sie stark bewaldet. Auf Monsøya gibt es einige wunderschöne Wege und Pfade die vorbei an mehreren 7.000 Jahre alten Steinalter-Siedlungen führen. 

 

Die längliche Insel Helgøya ist nur auf der Nordseite bewohnt, da sie ansonsten zu stark dem Wetter und dem offenen Meer ausgesetzt ist. Ein Teil der Insel ist heute Erholungsgebiet mit Grillplätzen und Sitzgelegenheiten, die für alle nutzbar sind. Auch auf dieser Insel kann man schöne Wanderungen machen. Öffentliche Anlegeplätze befinden sich sowohl beim Olavsund als auch bei Masseskilen weiter nördlich bei der “Tyskerbrygga” - der deutschen Brücke, die in Verbindung mit dem Küstenfort auf der Insel angelegt wurde. 

 

Kapelløya ist die dritte der zentralen großen Inseln die Ny-Hellesund bilden. Gemeinsam mit Helgøya und Monsøya formt sie den engen und malerischen Hellesund, der den deutschen geologen Leopold von Buch an einen “gekrümmten Fluss” erinnerte. Und zusammen mit der Insel Helgøya bildet die Kapelløya eine runde und einzigartige Lagune mit einer schmalen Passage, dem Olavsund. 

Auch auf Kapelløya gibt es schöne Erholungsgebiete und gut zugängliche öffentliche Anlegestellen.

 

Weiter westlich liegt die Insel Skarpøya mit ihren zahlreichen Hütten und Sommerhäusern. Langøya und Skarvøya sind unbebaut und recht unberührt. Schon mehreren hundert Jahren dienen diese Schäreninseln als Schafweide, aber auch hier gibt es öffentliche Grillplätze. Auf Skarvøya kann man Reste von vulkanischem Gestein (Diabas) finden und einen länglichen Grabhügel aus der Bronzezeit, ein sogenanntes Langbett, bewundern. Außerdem wurde hier der erste steinalterliche Steinbruch zur Produktion von Äxten entdeckt. 

 

Südwestlich von Ny-Hellesund liegt Hunsøya und im Osten die Hellersøyane. Im Norden liegt die Halbinsel Åroslandet und im Süden finden wir die Insel Songvår mit dem gleichnamigen Leuchtturm. 

 

Schon zu Wikingerzeiten war Ny-Hellesund als guter Außenhafen bekannt. Der innere Seeweg ging geradewegs durch den Sund. Es ist Wahrscheinlich, dass dies der heilige Sund ist, über den in König Sverres Saga berichtet wird; Im Herbst 1197 hat er mit seiner “Leidang”-Flotte - bestehend aus rund 6.000 Mann und mehr als 100 grossen Schiffen - dort übernachtet.

 

Besonders im 17. Jahrhundert bis ca. 1900 war der Außenhafen ein geschäftiger Ort mit lebhaftem Schiffsverkehr und diversen Gewerben, die von diesem lebten. Ende des 18. Jahrhunderts und Anfang des 19. Jahrhunderts war Ny-Hellesund nicht nur Handels-, sondern auch Finanzzentrum von Søgne. Die Familien Langfeldt und Reymert waren damals Führend in der Entwicklung der Inselgruppe. 

Zur Winterzeit lagen bis zu 70 Schiffe im Hellesund und der Umgebung auf. 

Noch Heute kann man die großen Vertäuungs-poller sehen, für die man seinerzeit “Ring-Geld” bezahlen musste. 

 

1984 wurde an der Ostseite der Insel Langøya ein Schiffswrack entdeckt. Untersuchungen ergaben, dass es sich beim dem Wrack um ein Hanseatisches Segelschiff (Holk) handelte. Es war mit Kalksteinblöcken beladen gewesen und befand sich aus der Estnischen Hauptstadt Tallinn kommend, vermutlich auf dem Weg nach England. Ein großer Steinblock aus dem Fund ist bei “Høllenbrygge” ausgestellt, zwei weitere Steinblöcke befinden sich in der Werft - einer in der Bar des Restaurants und der andere im Tank-Silo.

 

Ungefähr 150 Jahre lang gehörte Ny-Hellesund zu den größten Exporthäfen Norwegens, ca. 176.000 Hummer wurden jährlich exportiert.

Bei den kleinen Holmen um Olavsund und in der Hafenbucht gab es eigene Hummerparks. Das erfolgreiche Britische Handelsunternehmen ”Messrs James Howard & Co” etablierten sich in den Jahren 1828-55 auf “Døbla” auf der Insel Monsøya.

1807-1814, während der Koalitionskriege, war Ny-Hellesund sogar Norwegens Haupthafen für den Post- und Personenverkehr nach Dänemark. Mehrere Kanonenschiffe waren ebenfalls hier stationiert. In dieser Kulisse spielt sich die Szene aus Henrik Ibsens Ballade “Terje Vigen” ab, als die Soldaten Ausschau nach feindlichen Britischen Kriegsschiffen hielten. 

Ny-Hellesund war ein zentraler Lotsenhafen, von 1720 bis 1890 mit eigenem Vorsitzenden, und bis 1965 mit Lotsenstation. Auf allen drei Hauptinseln, standen Lotsenhäuser. Noch heute steht bei dem öffentlichen Anlegeplatz “Vilhelm Krags brygge” das Zollhaus, in dem von 1776 bis 1963 ein Zollaufsichtsmann beschäftigt war. 


Auf der Insel Helgøya befindet sich ein teilweise restauriertes Küstenfort aus dem 2. Weltkrieg. Hier waren Soldaten aus allen drei Truppengattungen, russische Kriegsgefangene und viele Schützen stationiert. 

Woher der Name Kapelløya - Kapellen-insel kommt, ist nicht ganz geklärt. Möglicherweise rührt der Name daher, daß bis ca. 1760 beim Olavsund eine Kapelle stand. Dort befand sich auch eine Grabstätte für an Land getriebene Seeleute. 

Eine andere Erklärung ist die, dass große Boote mit Hilfe eines Kabelzuges durch den Sund gezogen wurden, auf alten Seekarten findet man deshalb auch die Bezeichnung “CabelØ”, was soviel wie “Kabelinsel” bedeutet. 

Der Olavsund ist nach dem norwegischen König Olav dem Heiligen (995-1030) benannt. Einer Legende nach lieferte er sich eine Segelregatta mit seinem Halbbruder Harald Hardråde (1015 - 1066) und befahl seinem Steuermann das Schiff geradewegs auf einen Felsen zu steuern. Plötzlich teilte sich das Land.  Die Stelle wird bis heute “Det hyllets Sund” (Der heilige Sund) genannt. Durch mündliche Überlieferungen wurde an dieser Geschichte weiter gesponnen.

In einer anderen Version der Entstehungsgeschichte des Olavsunds, wurde König Olav auf einem seiner Reisen von Einheimischen verfolgt. Er lenkte seine Flotte in den Sund und die Verfolger meinten er wäre nun in der Falle. Der Felsen öffnete sich aber und der König konnte mitten durch die Insel segeln und seine Verfolger abschütteln. 

Sein Profil sieht man im Felsen, bei der nördlichen Einfahrt. Hier befinden sich auch die königlichen Monogramme von Haakon VII, Olav und Märtha und Harald und Sonja. 

 

Die dänischen Könige Fredrik IV und Christian VI waren jeweils am 1. Juli 1704 und am 21. August 1733 auf Ny-Hellesund. Außerdem suchte im November 1712 der große norwegische Seefahrer Peter Wessel Tordenskiold mit seiner Fregatte “Løwendahls Galley” hier Zuflucht vor einem Unwetter. In Søgne gamle kirke kann man ein Modell dieser Fregatte besichtigen. 

 

Etwa 60 meter über dem Meeresspiegel, auf dem höchsten Punkt von Helgøya, trohnen die “Hellevarane” - Steinhaufen die seit Jahrhunderten als Landmarken zur Orientierung von Seeleuten dienten. Laut dem Schriftsteller Peder Claussøn Friis waren sie einst die größten in ganz Norwegen. Die Steinhaufen waren enorm; laut einer Beschreibung von 1797 hatten sie einen Durchmesser von knapp 15 m unten und 11 m oben. Sie waren 5 meter hoch und auf der Spitze befand sich ein 3 meter hohen Pfahl (ursprünglich ein Kreuz). Der Legende nach war es Olav der Heilige, der die Landmarken erbauen ließ. 1942 wurden sie von der Besatzungsmacht gesprengt.

 

Ny-Hellesund war und ist als Zufluchtsstätte für Schriftsteller und Künstler bekannt. In seinem Anwesen “Havbukta” auf der Insel Helgøya lebte und schrieb der Dichter Vilhelm Krag viele Jahre. 1933 starb er hier. 

Gabriel Scotts bekannter Roman “Fant” entstand in Vilhelm Krags Dichterstube genauso wie Nordahl Griegs Werke “Ung må verden ennu være” (Und die Welt bleibt jung 1938), “Nederlaget” (Die Niederlage 1937) und das berühmte Gedicht “Til Ungdommen” (an die Jugend). 

Der Maler Amaldus Nielsen war oft auf Ny-Hellesund und hat die wunderschöne Landschaft gemalt. “Morgen ved Ny-Hellesund” (Morgen auf Ny-Hellesund 1885) ist im National Museum in Oslo ausgestellt. Die Textilkünstlerin Ingrid Juell Moe wohnt und arbeitet seit 1990 ganzjährig auf Ny-Hellesund. 

 

Auf Ny-Hellesund gab es seinerzeit auch Schiffshändler und Ladengeschäfte, der letzte Laden wurde 1960 geschlossen. In einem der für den Landesteil-typischen Gebäude war von 1886 bis 1979 eine kleine Poststelle untergebracht. 

Im Außenhafen wurden im Laufe der Jahre viele Gasthäuser betrieben, das bekannteste davon war “das königlich privilegierte Gasthaus” das sich im 18. Jahrhundert auf der Kapelløya befand. 

 

Heute leben nur noch zwischen 10 und 15 personen permanent auf Ny-Hellesund. Um 1860 waren es knapp 200 Personen -  was 12% der Einwohner von Søgne entsprach. 

1825 wurde Søgnes erste permanente Schule auf Ny-Hellesund eingeweiht, ab 1865 mit eigenem Schulhaus. Die Schule wurde 1963 geschlossen, doch das alte Schulhaus wird Heute als Gemeindehaus und Kultursenter genutzt. Jeden Sommer finden hier Theateraufführungen und diverse andere Veranstaltungen statt. Bekannt ist außerdem der Missionsbasar, der jedes Jahr in den Sommerferien stattfindet - und das ununterbrochen seit 1864.

 

Ny-Hellesund ist, gemeinsam mit Blindleia zwischen Kristiansand und Lillesand, eines der bekanntesten Gebiete von “Sørlandet”. 1921 wurde der Stummfilm “Jomfru Trofast” (Die treue Jungfrau) nach einem Roman von Vilhelm Krag hier gedreht. Im Herbst 2006 waren Ny-Hellesund und Monsøya Schauplatz für die Reality-show “Farmen” (Der Bauernhof) und 2019 wurde fand das Finale der Unterhaltungssendung “Alt for Norge” (Alles für Norwegen) dort statt. 

 

Mehrere Häuser stehen unter Denkmalschutz und 2016 wurden Teile von Ny-Hellesund als Kulturdenkmal eingestuft. 2020 ist Ny-Hellesund eines von 12 Kulturdenkmälern in Norwegen. 

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